Eigentlich würde das Programm „Krisengebiet 3-4“ heissen, aber mal ernsthaft, da würde doch jetzt kein Schwein kommen, noch nicht mal Stoll selber.
Ist diese Überschwänglichkeit also lediglich Mittel zum Zweck oder ist der schnellzüngigen Künstlerin tatsächlich ein Sünneli über die Leber gerudert? Wird wenigstens ein Gipfel anwesend sein? Diesen Fragen darf mit Hochspannung entgegengeblickt werden. Form und Inhalt oszillieren stets charmant irgendwo zwischen Dada, Spokenword und vorgelesener Literatur. Es reihen sich essayistische Kurzgeschichten an naive Lyrik, gespickt mit Liedern, welche sie auf der Gitarre zu begleiten versucht, sodass man sagen muss „Moll, du“. Der Kühlschrank, der Tod, Einsamkeit, Lavendel, ein bisschen Corona, Pizza, Wut, Mütter – Stolls künstlerisches Universum ist ein berührender Mikrokosmos oder wie die Jury des deutschen Kleinkunstpreises es so schön formulierte, bevor sie ihr das Ding hinterhergeworfen haben: „Der charmante Poetry-Punk aus der Schweiz tobt, schäumt, spricht Kauderwelsch und formuliert messerscharf geschliffene Sätze. Schonungslos sich selbst gegenüber findet Lara Stoll das Politische im Privaten.“